Das hässliche Püpplein

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    Man merkt es gleich, wenn man das Haus verlässt und den warmen Wind auf seiner Haut oder seinem Pelz spürt: der Frühling kommt!
    Rosa Blütenblätter schmücken die Straßen Vana’diels, entlang derer die Rhinosterie in ihrer Großzügigkeit Kirschbäume aufstellen ließ.

    Besonders die Mädchen, zu deren Ehren das nahende Puppenfest gefeiert wird, haben Grund, sich zu freuen.

    In letzter Zeit schmücken mehr und mehr Leute ihre Häuser mit Puppen aus dem Fernen Osten, was eine hübsche Bereicherung ist. Andererseits gibt es leider auch Familien, die ihre Puppen nur für das Fest aus staubigen Dachspeichern und feuchten Kellern hervorholen und sie danach wieder wegpacken und schnell vergessen haben. Was wirklich schade ist, denn die niedlichen Puppen sollten auch etwas von dem schönen Frühlingswetter haben.

    Wusstet ihr übrigens schon, dass man diese putzigen Figuren Hina-Puppen nennt? Ist doch ein hübscher Name, oder? Also schmückt eure Häuser mit den Hina-Puppen, auf das der warme Frühlingswind den Mädchen von Vana‘diel Glück und Segen bringen mag!


    In Anodedes Zuhause gab es keine Hina-Puppen und auch sonst überhaupt nichts, um das Haus zum Puppenfest zu schmücken. Sie wurde bald sechs Jahre alt und hatte sich Hoffnung gemacht, dieses Jahr von ihrer Mutter eine Puppe geschenkt zu bekommen. „Du bist noch zu jung-Schwung“, hatte ihre Mutter gesagt. „Nächstes Jahr bekommstaru du eine.“
    „Das hast du letztes Jahr auch schon gesagtaru!“, entgegnete Anodede wütend und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
    „Hab ich das?“, sagte die Mutter mit leiser Stimme.
    „Ja, hast du. Aber du vergisst es ja sowieso wieder. Dann suche ich mir halt selber eine Puppe-Schnuppe.“
    Als Anodede dies gesagt hatte, stürmte sie kopfüber in die Rumpelkammer und begann, darin herumzustöbern. Irgendwo musste hier doch eine Puppe aufzutreiben sein!

    In der Rumpelkammer, hinter einer Kiste mit alter Kleidung, fand Anodede eine kleine Schachtel mit eingedrücktem Deckel, die sie ganz sicher noch nie gesehen hatte.
    Ihr Herz machte einen Satz. So musste sich eine Abenteurerin fühlen, wenn sie auf eine Schatzkiste stößt.
    Für Abenteuer war Anodede natürlich noch zu klein; nicht einmal die Sternzwiebelbrigade würde sie vor ihrem siebten Geburtstag aufnehmen.

    „Was mag nur in der Schachtel-Spachtel sein?“ Anodede hielt aufgeregt den Atem an, als sie langsam den Deckel der Schachtel anhob und durch den sich öffnenden Spalt sah. In der Schachtel befand sich tatsächlich … eine Puppe!
    Eine ziemlich hässliche Puppe.
    Ihre Kleidung hatte die traurige Farbe von spröden, vertrockneten Blättern und das Gesicht strotzte vor Schmutz.
    „Mama? Was istaru das für eine Puppe?“
    Anodede trat aus der Rumpelkammer und hielt ihrer Mutter die unansehnliche Puppe entgegen.
    „D-Das? Ach… Ahaha… Keine Ahnung, frag-quak mich doch nicht!“, brachte die Mutter stammelnd hervor.
    „Gut. Dann frag ich eben jemand anders.“
    „W-Was? Ha-Haltaru, Anodede! Wo willst du hin?“

    Aber Anodede war schon mit der Puppe in der Hand aus dem Haus gelaufen.
    Vor der Optisterie stieß sie mit ihrem Freund Timo-Wimo zusammen. Er war zwei Jahre älter als sie, besuchte die städtische Schule für angehende Magier und war ein ziemlich heller Bursche, weswegen sie ihn mochte.
    „Hoppla! Wo willstaru du denn so eilig hin?“
    „Hallo Timo-Wimo! Weißt du vielleichtaru, was das für eine Puppe ist?“
    „Zeig mal her. Ach, das ist ja ein Zufall-Knall. Gerade eben erst habe ich etwas über solche Puppen gelesen“, sagte er und fing an, in dem großen Buch zu blättern, das er bei sich trug. Es hatte den Titel „Völkerkunde des Fernen Ostens“.
    Sofort fand er die Seite, auf dem die Hina-Puppen des fernöstlichen Puppenfests abgebildet waren. Es war genau die gleiche Art von Puppen wie die, die Anodede in ihrer Hand hielt. Er las vor, dass es sich um eine Puppe handelte, die Mädchen Gesundheit und Segen bringen soll.

    „Schön siehtaru die aber nicht aus, findest du nicht auch?“
    „Ich glaube, es ist die hier“, sagte der Junge und zeigte auf eine bestimmte, ohne auf Anodedes Bemerkung einzugehen.
    „Jujuju?“
    „Jujutsu. Das ist ein fernöstliches Wortaru für Zauberei. Ein Fluch, genauer gesagt.“
    „E-Ein Fluch?“, stieß Anodede hervor.
    „Ja. In den östlichen Ländern-Rändern ist es üblich, Puppen für Flüche zu benutzen. Man arbeitet dafür ein Haar desjenigen, den man verfluchen möchte, in die Puppe ein. Dann, nachts, durchbohrt man sie mit einem Spieß-Grieß, sagt „Jinjabukkaku“ und führt einen Verfluchungstanz auf.

    Der Ferne Osten verlor damit für Anodede etwas von seinem Reiz. Wie konnte man nur die hübschen Puppen für so einen Unfug verwenden! Sollte es sich bei ihrer Puppe etwa auch um solch eine Fluchpuppe handeln?

    Während Anodede mehr über die Puppe erfuhr, ließ sich ihre Mutter Zuhause auf den Küchenschemel fallen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Ihr war die Zeit um Anodedes Geburt wieder eingefallen. Damals hatten gerade Bräuche und Sitten des Fernen Ostens Einzug in die hiesigen Lande gehalten. Dazu gehörten auch die schwer zu bekommenden Hina-Puppen. So gerne hätte sie ihrer Tochter eine geben wollen, aber es war keine aufzutreiben. Zumindest nicht für einen Preis, den sie sich hätte leisten können.
    Also entschloss sich die junge Mutter, selber eine Hina-Puppe anzufertigen. Sie schaute sich von einer kundigen Handwerkerin die nötigen Schritte ab, aber so sehr sich auch bemühte, eine hübsche Puppe herzustellen, wollte es ihr nicht gelingen. Die Puppe sah zum Fürchten aus! Anodedes Mutter war enttäuscht und unglücklich, ihrer Tochter nicht das gewünschte Geschenk zu machen, aber trotzdem konnte sie sich nicht dazu entschließen, die Puppe wegzuwerfen. So versteckte sie sie im hintersten Winkel der Rumpelkammer.

    Sie hörte Anodede den Weg zum Haus herauflaufen. Ihre Tochter hielt immer noch die Puppe in ihrer Hand.
    „Anodede, wegen der Puppe für das Festaru …“
    Gerade als die Mutter ansetzte zu sprechen, schickte ihre Tochter sich an, die dunkelbraune Puppe auf die Kommode zu setzen.
    „Hier passt sie doch gut hin, meinst du nichtaru?“
    „W-Wie bitte?“
    „Es ist ja keine Jujuju-Puppe. Eine alte Frau… entschuldige, eine Dame soll ich ja sagen… Also eine alte Dame hat es mir erzähltaru.“
    Und so erzählte sie, wie eine Tarutaru-Magierin vor der Optisterie ihr versichert habe, dass die Puppe kein Werkzeug für scheußliche Flüche sei.

    „Eine Fluchpuppe-Schnuppe? O-hohoho!“, habe die Magierin gesagt und mit hoher Stimme gelacht. „Red keinen Unsinn. Ich lach mich noch totaru. Was weiß denn ein kleines Mädchen wie du schon von echten Fluchpuppen! Ich bin ein Spezialist-List in Sachen Puppenmagie. So ein jämmerliches Püppchen ist gewiss keine echte Fluchpuppe. O-hoho, Fluchpuppe, du bist lustig!“

    „Sie war sich wirklich sicher.“
    „Ach, wenn das so ist …“, sagte ihre Mutter mit dünner Stimme.
    „Ganz sicher. Wir können sie beruhigtaru aufstellen.“

    Die Mutter betrachtete die Puppe. Das Puppengesicht kam ihr mit einem Mal viel schöner vor als sie es in Erinnerung hatte. Die Augenbrauen waren mit einem feinen Strich nachgezogen worden und auch der Puppenmund schimmerte in einem neuen, seichten Rosa. Die Mutter entdeckte ein gutmütiges Lächeln auf dem Puppengesicht, das sie zuvor nicht wahrgenommen hatte. Hatte die Tarutaru-Magierin vielleicht ihr Talent benutzt, um die Puppe zu verschönern? Sie sah ganz so aus wie die Puppe, die die Mutter anzufertigen versucht hatte. Die Kleidung sah zwar immer noch bescheiden aus, aber die Puppe war schön genug, um sie aufzustellen.

    „Sie sagte, dass die Puppe mit viel Liebe und Geschick-Trick hergestellt worden sei, und ich gut auf sie aufpassen solle.“ Anodede besah sich die Puppe und lächelte stolz. „Jetzt haben wir auch endlich eine Puppe!“
    Als die Mutter das freudige Gesicht ihrer Tochter sah, konnte sie sich ein glückliches Lachen nicht verkneifen. „Wenn das Puppenfest-Nest vorbei ist, verstauen wir sie ordentlich in einer schönen, neuen Schachtel. Wer das nicht machtaru, findet keinen anständigen Ehemann, heißt es.“
    „Man findet keinen Ehemann?“, fragte Anodede.
    „So sagt man jedenfalls. Aber das ist natürlich nur ein Aberglaube-Schraube.“

    Und irgendwo in Windurst juckte es einer mächtigen Magierin so tüchtig in der Nase, dass ihr ein kraftvolles „Hatschi!“ entfuhr.

    Veranstaltungszeitraum

    Das Puppenfest findet voraussichtlich von Dienstag, den 19.02.2013 um 8.00 Uhr bis Montag, den 04.03.2013 um 8.00 Uhr (GMT) statt.

    Veranstaltungsorte

    Die untenstehenden Areale sind auch dieses Jahr wieder festlich geschmückt und ihr könnt dort während des Veranstaltungszeitraums diverse Moogles antreffen, die exklusive Geschenke für euch bereithalten. Sprecht sie einfach an!

    ・Süd-San d’Oria (J-9)
    ・Nord-San d’Oria (D-8)
    ・Bastok-Metallwerke (I-9)
    ・Bastok-Markt (G-8)
    ・Windurst-Weiher (Nordseite, F-5)
    ・Windurst-Wälder (K-10)

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