Mit Cris Tales veröffentlichte Modus Games ein ganz besonderes Rollenspiel, in dem man in die Rolle des Waisenmädchens Crisbell schlüpft. Ihr Schicksal ist es, die Zukunft mithilfe der Vergangenheit und der Gegenwart neu zu formen. Ein Abenteuer in Angesicht der Zeit nimmt hiermit seinen Lauf.
Um was geht es in Cris Tales?
Crisbell ist ein junges Waisenmädchen, dessen Schicksal sich nun auf ungewöhnliche Weise offenbart. Nicht nur, dass Crisbell plötzlich eine Zeitmagierin ist und sie neben dem Hier und Jetzt auch die Vergangenheit und die Zukunft sehen kann, steht sie zudem noch der Kaiserin der Zeit gegenüber. Um die Zukunft des ganzen Landes umzuschreiben, begibt sich das junge Mädchen auf eine erschütternde Reise. Dabei stehen ihr vor allem ein kleiner gelber Frosch mit Hut, ein junger Schildkrieger und ein Naturmagier zur Seite. Doch wird es ihnen gelingen, das sich anbahnende Schicksal der Welt in neue Bahnen zu lenken?
Story
Die Kernstory von Chris Tales mag auf den ersten Blick nichts Besonderes sein. Es ist ein klassisches RPG und folgt auch konstant seinem roten Faden. Die junge Crisbell ist dabei nur zweitrangig, denn im Kern geht es um das Erwecken ihres vollen Potenzials. Ihre Fähigkeiten als Zeitmagierin stehen somit ganz klar im Mittelpunkt und sorgen auch für viel Abwechslung.
Unsere Entscheidungen beeinflussen die Zukunft und somit das Leben vieler. Dabei erzählt jede Stadt ihre eigene kleine Geschichte. So droht in St. Clarity der untere Stadtteil völlig überschwemmt zu werden, während die Reichen hinter einer großen Mauer leben. Da der Bürgermeister vor allem zu seinem Wohl über Leichen geht, leiden die Bürger im unteren Stadtteil. Dies versucht Cristophers Vater zu ändern, doch dabei hat auch die Kaiserin der Zeit ihre Hände im Spiel. Und so ist es an Crisbell, die Intrigen aufzudecken und die Zukunft der Stadt neu zu formen.
Charaktere
Die Charaktere in Cris Tales sind wie die Grafik farbenfroh. So hat jeder von ihnen tiefere Beweggründe, warum sie tun, was sie tun.
Crisbell ist ein junges, gutgläubiges und wohlwollendes Waisenmädchen, das seine bisherige Kindheit in Narim verbracht hat. Dort trifft sie erstmals auf den kleinen Frosch namens Matias, wodurch sich ihr bisheriges Leben von einem Schlag auf den anderen verändert. In ihr ruht eine mächtige Magie.
Matias ist ein kleiner gelber Frosch mit schwarzem Zylinder, der scheinbar stets nur positiv eingestellt ist und ein wachsames Auge auf Crisbell hat. Wenn das Mädchen ihre Magie anwendet, ist er in der Lage, in die Vergangenheit sowie in die Zukunft zu springen und natürlich wieder zurück.
Christopher ist ein junger Kämpfer, der sich vor allem nach Rache für seinen verstorbenen Bruder sehnt. Dafür muss jedoch die Kaiserin der Zeit fallen. Er denkt selten mit dem Kopf, sondern entscheidet meistens nach seinem Bauchgefühl. Er beherrscht Elementarmagie und kämpft mit einem großen Schild.
Willhelm ist ein Magier und viel älter als er tatsächlich aussieht. Seine Stärke ist die Naturmagie und dabei setzt er auf Yucandras, kleine Pflanzen, mit denen er heilen oder immensen Schaden verursachen kann.
Nicht zu vergessen sind die drei Weggefährten, die sich erst später im Spiel dem Team anschließen: JKR-721, Zas und Kari Hudo. Diese bringen nochmal ordentlich Abwechslung in das Team.
Die Kaiserin der Zeit ist der klassische Antagonist und hat das Ziel, die Welt zu zerstören, aus Gründen, die nur sie kennt. Wie ihr Name schon sagt, ist sie eine mächtige Zeitmagierin.
Synchronisation
Das Spiel besitzt eine durchgehend englischsprachige Synchronisation, die sich aber wirklich hören lassen kann. So haben ruppig aussehende Charaktere beispielsweise eine tiefe und ruppige Stimme erhalten, ganz so, als würde man versuchen, eben diese Charakteristika gezielt und ganz klar darzustellen.
Crisbell hat dagegen die sanfte Stimme von Kira Buckland, die viele auch als 2B aus NieR Automata kennen. Zeno Robinson (unter anderem Rion aus NieR: Reincarnation) verleiht dem jungen, energischen Christopher seine Stimme und Willhelm wird von Lindsey Vega (unter anderem Zoe Avila aus Ghostrunner) gesprochen.
Besonders witzig und charmant rübergebracht wird vor allem der stetige Schlagabtausch zwischen Christopher und Willhelm.
Hier ist eine kurze Übersicht einiger Synchronsprecher und ihre Rollen:
- Crisbell – Kira Buckland (unter anderem 2B aus NieR Automata)
- Matias – Cody Rock (unter anderem Imogen Geist aus Dream Tear – Elementar Rising 3 – Rise of Disorder)
- Cristopher – Zeno Robinson (unter anderem Rion aus NieR: Reincarnation)
- Willhelm – Lindsey Vega (unter anderem Zoe Avila aus Ghostrunner)
- Zas – Lizzie Freeman (unter anderem Yanfei/Teucer aus Genshin Impact)
- JKR-721 – Daman Mills (unter anderem Weiss aus Final Fantasy VII Remake: Episode Intermission)
- Kari Hudo – Jenny Yokobori (unter anderem Phalanx aus Demon´s Souls)
Spieldesign
Kaum haben wir ein neues Spiel begonnen, schallt uns auch bereits die dynamische Kampfmusik entgegen. Die Umgebung brennt, Monster stehen vor uns und schon nimmt uns auch das Spiel mit der ersten Erklärung zum Kampf an die Hand.
Tutorials, soweit das Auge reicht
Gerade für Jüngere oder Neulinge in einem Genre ist ein gutes Tutorial oftmals entscheidend, um die Spielerschaft langfristig zu binden. Und genau das macht Cris Tales hier richtig: Jedes Mal, wenn auf den Spieler etwas Neues zukommt, hilft uns Matias mit seinen Erklärungen und führt uns dabei lehrreich zum Ziel, seien es der Kampf, die Manipulation von Zeit oder andere Funktionalitäten.
Zurück in die Zukunft
Das Kernelement in Cris Tales dürfte ohne zu lügen die Manipulation der Zeit sein. Während wir uns in der Gegenwart bewegen, zeigt uns der Bildschirm links die Vergangenheit und rechts die Zukunft an.
Unsere Handlungen im Hier und Jetzt können die Zukunft eines einzelnen oder eines ganzen Reiches verändern. Die Handlungen in der Vergangenheit beeinflussen hingegen unsere Gegenwart. Jedoch lassen wir den kleinen gelben Frosch Matias für uns hin und her springen, aber auch hier sind seine Möglichkeiten begrenzt. So pflanzt er beispielsweise einen Samen, der dann in der Gegenwart bereits zu einer beträchtlichen Blume herangewachsen ist. Der Frosch kann Gegenstände einsammeln und diese zu uns bringen, außerdem mit den zahlreichen Bewohnern reden und somit wichtige Informationen sammeln.
Wir selbst können mit der mächtigen Zeitmagie mancherorts Objekte wiederherstellen oder sie zum Zerfall bringen, um so neue Wege zu erschließen.
Als Spieler muss man stets seine Entscheidungen und deren Auswirkungen für die Zukunft überdenken. Besonders im Kampf kann die Zeitmanipulation eine starke Waffe sein.
Kämpfen mit der Zeit an der Seite
Cris Tales bedient sich dem für JRPGs typischen rundenbasierten Kampf. Maximal drei Charaktere können sich dem Kampf stellen, wobei diese oftmals von beiden Seiten von Gegnern flankiert werden. Wir haben also nicht nur Gegner vor uns, sondern auch oftmals im Rücken.
Wir greifen mit unseren Waffen an oder setzten unsere charakterspezifischen Fähigkeiten ein. Dabei nutzen wir Elementarvorteile, um die Schwächen des Gegners zu treffen. Das Kampfmenü ist ein wenig arg verschachtelt, fügt sich aber dennoch gut in die Spieloptik mit ein. Trotzdem ist es anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig, da man sich teilweise durch mehrere Menüebenen arbeiten muss.
Des Weiteren haben wir die typischen Lebenspunkte und Magiepunkte sowie für manche Charaktere noch weitere Werte. Crisbell benötigt für die Zeitmanipulation in Kämpfen sogenannte Kristallpunkte (CP). Sie kann damit die Gegner auf der linken Seite in die Vergangenheit schicken und auf der rechten in die Zukunft. Natürlich hat das Mädchen die Möglichkeit, beide Seiten jeweils wieder in die Gegenwart zu holen. Da gibt es Kombinationen mit verschiedenen Charakteren, die ganz spannende Wirkungen zeigen. So kann zum Beispiel ein mechanischer Gegner mit Christophers Fähigkeit Wasserblase nass gemacht und anschließend von Crisbell in die Zukunft versetzt werden. Dies führt dazu, dass der Gegner rostet und somit anfälliger für Attacken wird.
Etwas später im Spiel erlernen wir dann noch die Synchronfähigkeit. Diese kombiniert einen Fähigkeitenangriff des aktiven Charakters mit einem Angriff von Crisbell. So greift beispielsweise Christopher mit einem Zauber an, während Crisbell zur gleichen Zeit den Gegner mit Schwerthieben malträtiert. Somit ergeben sich abhängig von den jeweiligen Charakteren verschiedene Angriffsmuster.
Aufträge und Nebenmissionen
Cris Tales folgt ganz klar einem roten Faden. Dem könnte man direkt blind folgen und somit fokussiert die Hauptaufträge abschließen, gäbe es da nicht diverse Nebenmissionen zu erledigen.
Sind wir einmal ehrlich, Nebenmissionen haben oftmals den faden Beigeschmack, dass sie uns als Spieler einfach nur beschäftigen sollen. Nicht so in Cris Tales: Das Erledigen von Nebenmissionen kann sich auf die Zukunft der Person, der Stadt oder gar der ganzen Region auswirken. Es winken also nicht nur Geld und Gegenstände, sondern auch alternative Zukunftsvarianten, die es zu entdecken gilt.
Von Waffen und Ausrüstungen
In JRPGs sind wir eine Vielzahl von Waffen sowie Ausrüstungen gewöhnt, doch Cris Tales geht hier einen etwas anderen Weg. Jeder unserer Charaktere besitzt eine individuelle Waffe und genau das ist das Besondere. Wir bekommen keine weiteren, sondern müssen unsere Waffen lediglich mit der Zeitsynthese in einem Laden aufwerten lassen und das leert unseren Geldbeutel enorm. Dafür steigert es die Grundwerte unserer Waffe und ändert auch das Aussehen.
Mit Anhängern können wir unsere Waffe zumindest ein wenig selbst beeinflussen. So fügen wir ihr beispielsweise mit einem Bohreranhänger zehn Attacke, zwei Geschwindigkeit und den Effekt „Angriffe des Trägers senken die Verteidigung des Ziels um 15 %“ hinzu.
Was weitere Ausrüstung angeht, so finden wir fast in jedem neuen Laden neue Armbänder, Ringe, Halsketten, Schuhe sowie Anhänger. Hier und da gibt es aber auch Einschränkungen. So kann zum Beispiel nicht jeder jeden Ring anlegen. Manche von ihnen sind nur für bestimmte Charaktere tragbar.
Grafik und Sound
Optisch erinnert Cris Tales an ein kunterbuntes Pop-up-Märchenbuch, das natürlich an der wunderschönen handgezeichneten 2D-Grafik liegt und der absoluten Liebe zum Detail. Kunterbunt und farbenfroh zeigen sich die verschiedenen Schauplätze und Charaktere, zu denen uns die Geschichte führt.
Der Sound ist neben der Grafik ein weiteres Highlight und zeigt die Liebe der Entwickler Dreams Uncorporated und SYCK zu klassischen JRPGs sehr gut. Pulsierende Kampfmelodien oder charmante Hintergrundmusik sind eine Mischung aus eben jener vergangenen JRPGs und modernem Sound.
Die Sprachausgabe passt perfekt zur visuellen Präsentation und ist wie die Soundeffekte stets gut platziert.
Präsentation
Da es sich hier um ein Testmuster handelt, das ohne die handelsübliche Verpackung zur Verfügung gestellt wurde, können wir nichts zur Verpackung und deren eventuell enthaltenen Extras sagen.
Ein herzliches Danke geht an Modus Games, welche uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte.