Ihr wolltet schon immer eine Straße selbst errichten oder liebt es, in einem Baustellensandkasten zu spielen? Dann ist Roadcraft wie für euch gemacht. Vernetzt abgelegene Gebiete und baut zerstörte Straßen wieder auf, um die Zerstörung in den Griff zu kriegen.
Um was geht es in Roadcraft?
Schwere Maschinen, unwegsames Terrain und viel Arbeit warten auf euch in Roadcraft. Nach unterschiedlichen Katastrophen sind viele Straßen mit einfachen Fahrzeugen unbefahrbar und Lieferungen können nicht an abgelegene Ortschaften geliefert werden. Eure Aufgabe ist es, mit einer Vielfalt an verschiedenen Fahrzeugen diese Straßen wieder befahrbar zu machen, um abgelegene Orte wieder zugänglich zu machen und mit Strom zu versorgen.
Story
Roadcraft ist in verschiedene Kapitel eingeteilt, die unterschiedliche Szenarien behandeln. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, gehe ich hier auf das erste Kapitel ein, in dem ein Sturm die Landschaft zerstörte und für viele Ausfälle gesorgt hat. Eure Aufgabe ist es, mit schweren Maschinen diese wiederherzustellen.
Die Story ist in sich glaubwürdig und geschlossen strukturiert, was einen positiven Eindruck hinterlässt. Eine weibliche Erzählerstimme begleitet euch durch das Tutorial am Anfang und gibt euch auch euren ersten Auftrag, auf der Insel die Ordnung wiederherzustellen.

Es ist jedoch merkbar, dass nicht viel Wert auf eine ausgeklügelte Geschichte gelegt wurde, in der spontane Events oder Ähnliches euch einen Strich durch die Rechnung machen. Die ganze Geschichte verläuft sehr geradlinig ab, was die Erzählmethodik angeht.
Charaktere
Charaktere treten im Spiel außer euch selbst nur in Form der Erzählerstimme Kelly auf, die über ein Funkgerät die Aufgaben zuweist. Ansonsten erscheinen lediglich einige Fahrer der beladenen Fahrzeuge, die jedoch weder eine Stimme noch eine Persönlichkeit haben.
Synchronisation
Die Synchronisation der Erzählerstimme ist gut gelungen. Eure Auftraggeberin stellt ein fröhliches und großteils optimistisches Mädchen dar, das sich auch in der Ausdrucksweise widerspiegelt. Die helle, lebendige Redensart und die leichte Ironie in einigen Aussagen, die humorvoll dargebracht werden, geben dem Spiel eine gewisse Leichtigkeit, die insbesondere, wenn ihr es alleine spielt, charmant sein kann.
Spieldesign
Was das Spieldesign anbelangt, gibt es äußerst gut gelungene Aspekte, aber leider auch Kritik, die, wie ich finde, hätte vermieden werden können.
Aufbau
Insgesamt ist Roadcraft übersichtlich aufgebaut. Ihr habt eine Karte als Übersicht für all eure Aufträge und den jeweiligen Fortschritt derer. Klickt ihr eine Mission an, kommt ihr auf die Gebietskarte, die euch sowohl die Hauptmissionen auf dieser Karte zeigt als auch die Nebenmissionen. Der Aufbau von Haupt- und Nebenmissionen sowie die Auswahl, welchem Auftrag ihr gerade nachgehen wollt, sind durchaus gelungen.
Fahrmechanik
Die Fahrmechanik ist durch neue Features wie den Bodenbeschaffenheitssensor relativ einfach geworden, da sobald ihr ihn aktiviert, ein Raster auf dem Boden entsteht, das euch farblich indiziert, welche Bereiche weicher und welche härter sind. So wisst ihr jederzeit, wo ihr bedenkenlos langfahren könnt und welche Bereiche gemieden werden sollten. Das fällt jedoch nicht schwer ins Gewicht, da der Fokus des Spiels nicht auf dem Durchfahren des Terrains liegt, sondern auf dem Aufbau und der Wiederherstellung von Versorgungsrouten und Stromleitungen.
Fahrzeuge
Hierbei wird das Potential von Roadcraft merkbar, denn es sind bereits zu Release sehr viele abwechslungsreiche Fahrzeuge verfügbar gewesen und es werden mit kommenden Updates nicht nur neue Fahrzeugdesigns implementiert, sondern auch neue Fahrzeuge. Jedes hat besondere Eigenschaften und verhält sich auf seine Weise etwas anders. Während ihr zu Beginn nur alte verrostete Maschinen an die Hand bekommt, dauert es nicht allzu lang, bis ihr entweder die gleichen Maschinen ohne Rost und damit in besserem Zustand oder völlig neue Maschinen mit mehr Leistung oder zuverlässigerem Handling erwerben könnt.
Aufträge
Was die Auftragsarten anbelangt, ist ebenfalls Diversität gegeben. Anfangs müsst ihr noch viel selbst hin und herfahren, inklusive manuelles Beladen durch einen fahrbaren Drehkran. Später wird es möglich, die Straßen für Lieferungen von einem Standort zum anderen zu bauen. Anschließend werden Konvois mit unterschiedlicher Ladung entweder für Geld zum anderen Standort fahren oder bringen euch neue Waren, die ihr wiederum auch für andere Haupt- und Nebenmissionen brauchen könnt.

Kritik
KI
Bei Roadcraft gibt es leider nicht wenig Kritik anzumerken, insbesondere zu Release, aber auch später hat das Spiel einige Makel. Der größte Knackpunkt ist die wirklich dämliche KI, die die Lieferfahrzeuge steuert, die von Lagerhaus zu Lagerhaus fahren. Es war kaum etwas nerviger als eine Route zu markieren, die dann vom Konvoi abgefahren werden sollte, nur um zu merken, dass die KI daran scheitert, über einfache Bahnschienen zu fahren. Es wäre nachvollziehbar, dass, wenn die Route schon scheitert, wenigstens ein Baum oder Ähnliches auf dem Weg liegen, der weggeräumt werden muss. Aber wenn das generelle Mapdesign mit Bahnschienen den Konvoi zum Stocken bringt, senkt das den Spielspaß erheblich.
Dazu kommt noch der enorme Wendekreis von Konvoifahrzeugen. Wenn ich eine Route mit einer Kurve festlege, erwarte ich, dass der Fahrer in die Kurve lenkt, bevor er den Abbiegepunkt passiert. So müsst ihr immer für die Fahrer mitdenken und bei einer Kurve mindestens drei Punkte setzen, damit halbwegs vernünftig gelenkt wird, aber selbst da bleiben sie teils irgendwo hängen und blockieren sich dann gegenseitig. Solche Kernelemente des Spiels sollten für mich spätestens zum offiziellen Release ausgereift sein, da daran auch der weitere Verlauf der Story hängt und wenn das schon am Anfang stockt, wird es nachher ebenfalls nicht spaßiger, Routen zu planen.
Performance Probleme
Auch wenn diese Probleme einige Tage nach Release weitgehend gefixt wurden, ist es mir beim Spielen dennoch negativ aufgefallen, dass beim Fahren durch Büsche oder dichteres Terrain die FPS drastisch von 60 auf 15 bis 20 und noch tiefer gesunken sind. Fairerweise muss man sagen, dass ich diese Probleme nach einigen Tagen nicht mehr hatte, aber dennoch sollten solche Bugs bereits vor Release gefixt werden.
Fahrzeugverhalten und Einfachheit
Ein weder negativer noch positiver Aspekt ist aus meiner Sicht das Fahrzeugverhalten. Hierbei werdet ihr merken, dass bei Roadcraft der Fokus nicht wie bei anderen Titeln des Entwicklers wie Snowrunner auf dem Durchqueren von unwegsamen Gelände liegt, sondern hauptsächlich auf dem Sandkastenprinzip, wobei ihr mit dem Bau neuer Straßen richtigen Fortschritt auf der jeweiligen Karte erzielt. Wer also hierbei eine Fortsetzung der beliebten Snow- und Mudrunner-Spiele hofft, wird maßlos enttäuscht. Es ist zwar auch in Roadcraft schwieriges Terrain enthalten, aber wie bereits angesprochen, durchquert ihr das mit sämtlichen Fahrzeugen mit einer absoluten Leichtigkeit.
Ein viel bemängelter Aspekt ist der Verzicht auf ein Treibstoffsystem, was dem Spiel aber eher zugutekommt als schadet, da ihr durch die Planung von verschiedenen Routen, die schier gigantische Auswahl an Fahrzeugen und Aufträgen gar nicht dazu kommt, bei jedem Fahrzeug auf die Spritanzeige zu achten.
„Rätselmissionen“
Genauso ein Aspekt wie die KI, der mir missfallen ist, sind „Rätsel-“ oder „Geschicklichkeitsmissionen“ in Roadcraft. Hierbei müsst ihr beispielsweise auf einer Baustelle einen Generator bergen, den ihr mit eurem Scoutfahrzeug erstmal entdecken und anschließend zu einem Zielort schieben müsst. Dabei kann es sein, dass besagter Generator auf dem obersten Stockwerk eines Rohbaus steht und ihr das ganze Gebäude mit eurem Scout durchfahren müsst, während ihr Bretter als Plattformen umstoßen könnt, um Abhänge oder Baulücken zu überqueren. Aus meiner Sicht passt dieser Gameplay-Aspekt überhaupt nicht in die Struktur von Roadcraft, da ich hauptsächlich Dinge bauen und transportieren will und das Befahren eines ein- oder zweistöckigen Rohbaus die Glaubwürdigkeit zerstört.
Grafik und Sound
Grafik
Was die Grafik anbelangt, ist Roadcraft durchaus hübsch anzusehen. Wenn mal keine FPS-Einbrüche herrschen, ist die Grafik hochauflösend und durchaus sehenswert. Die Pflanzen sind gut erkennbar, die Umgebung erscheint dynamisch und durch die fahrenden NPCs der Konvois zudem lebendiger als bei vergleichbaren Titeln des Entwicklers. Zwar ist die Grafik nicht revolutionär, doch die massiven Fahrzeuge vermitteln einen glaubhaften Eindruck, während die Umgebung zugleich dynamisch auf Spielerinteraktionen reagiert.
Sound
Ebenso der Sound ist nicht bahnbrechend. Abseits der unterschiedlich klingenden Motoren, die durchaus etwas Fülle vertragen könnten, gerade wenn die Landschaft mit einem Geländewagen erkundet wird, erwartet man einen satten V8-Sound, aber in Roadcraft ist das etwas mager gehalten.
Eine stimmungsvollere Vertonung statt einer einfachen sich wiederholenden Melodie hätte dem Titel nicht geschadet, aber es ist verständlich und nachvollziehbar, dass bei Roadcraft auf andere Aspekte mehr Fokus gelegt wurde. Etwas zur Gesamtwirkung trägt allerdings bei, dass, wenn ihr einen Konvoi mit der Kamera verfolgt, gedämpfte und unverständliche Funksprüche ertönen.
Präsentation
Da es sich hierbei lediglich um eine digitale Fassung von Roadcraft handelt, kann ich weder auf die Verpackung noch auf deren Inhalt eingehen.
Ein herzliches Danke geht an den Publisher Focus Entertainment und den Entwickler von Roadcraft, Saber Interactive, die uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
Publisher | Focus Entertainment |
Entwickler | Saber Interactive |
Genre | Adventure, Simulation |
Konsole | PC, PS5, Xbox Series |
Sprache | Englisch |
Text | Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch – Spanien, Chinesisch (vereinfacht), Chinesisch (traditionell), Polnisch, brasilianisches Portugiesisch, Russisch, Tschechisch, Koreanisch, Arabisch, Türkisch, Japanisch |
Spieleranzahl | 1 – 4 |
Veröffentlichungsdatum | 20. Mai 2025 |
USK | 0 |
UVP | 39,99€ |